Wenn man den einen glaubt, so entsprang ich dem Schoße der Dione. Mein Vater - der allmächtige Gott Zeus. Meine Mutter gilt als Tochter des Uranos und der Gaia, in Dodona als Orakelgottheit und wird dort sehr verehrt. Drei alte Frauen deuteten damals aus dem Flug von Tauben die Zukunft. Sie und Zeus hatten eine leidenschaftliche aber kurze Zusammenkunft, aus dieser soll ich entstanden sein. Danach nahm mein Vater mich mit auf den Olymp, damit ich dort mein Leben verbringen konnte. Das mag vielleicht keine spannende Geschichte sein, doch finde ich diese Vorstellung meiner Entstehung am schönsten.Die andere Version sieht wie folgt aus. Als Vater tritt hier Uranos auf den Plan, welcher von Kronos dem Titanen entmannt wurde. Kronos war der einzige, der nach Anstiften von Gaia genug Mut besaß, sich Uranos in den Weg zu stellen, mit einer Sichel aus grauem Stahl. Uranos wollte sich erneut mit Gaia vereinigen und Kronos nutzte dies, um seinen Plan zu vollführen. Er entmannte also Uranos, welcher ihn dafür verfluchte, dass ihm das gleiche geschehen möge und er von seinen Kindern hintergangen werden sollte.Aus dem Blut, das auf die Erde tropfte, entsprangen die Furien. Aber das nur nebenbei, kommen wir voran zu meiner unglaublichen Persönlichkeit. Ich wurde aus dem Samen geschaffen, welcher ins Meer fiel. Somit wäre ich die älteste olympische Göttin. Meine Mutter wäre somit das Meer, wenn man so möchte - wir Götter sindeben einzigartige Wesen.Egal welche Geschichte hiervon nun wahr ist, meine Wenigkeit ist bei den Sterblichen sehr beliebt. Sie verehren und feiern mich als Göttin der Liebe, Schönheit und sinnlichen Begierde. Außerdem sehen sie mich als Schutzherrin der Sexualität und Fortpflanzung, welche den Fortbestand der Natur und Kontinuität der menschlichen Gemeinschaft gewährleistet.Habe ich schon erwähnt, dass ich die Göttin der Schönheit bin? Die einzig wahre Göttin der Schönheit!Umso ärgerlicher ist es, wenn andere Göttinnen meinen, mir meinen Titel streitig machen zu müssen. Schließlich hatten sie doch alle einstimmig abgestimmt, dass ich die Schönste bin.Wir alle hatten uns zur Hochzeit des Peleus mit Thetis versammelt. Es war ein rauschendes Fest, kann ich euch sagen. Wir alle haben uns prächtig amüsiert, doch aus dem Nichts erschien ein goldener Apfel mit der Aufschrift, er wäre für die Schönste - natürlich konnte er also nur für mich sein. Doch Hera und Athene bildeten sich ein, sie wären schöner als ich, was zu einem hitzigen Streit unter uns führte. Zeus milderte diesen, indem er entschied, der Sterbliche Paris sollte entscheiden, wem er den Apfel überreichen würde und somit die Schönste war. Natürlich konnte ich nicht Gefahr laufen, dass eine der anderen den Titel gewann, war ich doch die einzige Göttin, welche dem gerecht werden sollte. Als Hera und Athena begangen, Paris Versprechungen zu machen und so zu schummeln, machte auch ich ihm ein Angebot. So versprach ich Paris die schönste sterbliche Frau, sollte er mir diesen Apfel überreichen, was der Jüngling schließlich auch tat. Dass die liebe Helena jedoch bereits mit Menelaos verheiratet war, sollte nicht mein Problem sein. Denn Ehe hindert Liebe nicht. Dass sich die Schönheit - zumindest für eine Sterbliche schön - in Paris verliebte und dadurch ein Krieg ausbrach, liegt nicht an mir. Liebe passiert überall auf der Welt.Die Liebe ist eine Großartigkeit, von ihr kann es auf der Welt nie genug geben. Man sollte so viele Wesen lieben, wie man in seinem Leben schafft, denn die Liebe ist nichts, was sich auf ein einzelnes Wesen beschränkt. Wer sagt denn, dass ein Herz sich nicht nach mehr sehnen kann? Dass ein Herz nicht mehr als einem Herz Liebe schenken kann? Ein Herz kann viel mehr geben als man sich vorzustellen vermag. Die Liebe ist für mich ein Geschenk, welches ich gerne mit euch teile. Ich teile meine Liebe großzügig, sie ist zu schön um sie nur einem zukommen zu lassen. Egal wie reich, arm, dumm, schlau, schlank, dick man ist, welche Hautfarbe oder Herkunft man ist - Liebe fühlen wir alle.Oft denke ich an Hephaistos. Er kreist ständig um meine Gedanken. Die Frage, was aus uns geworden wäre, wenn die Umstände nur ein klein wenig glücklicher gewesen wären, beschattet sehr oft meine Gedanken. Die Umstände, unter denen unsere Ehe vollzogen wurde, waren nicht die besten. Hephaistos sollte mich zur Frau nehmen, weil Zeus sich bei ihm entschuldigen wollte für die Gräueltaten, die man ihm antat. Ich sollte Hephaistos heiraten, damit ich nicht alleine blieb. Der Gedanke, dass ich weiterhin ohne Ehemann durch den Olymp tollte, gefiel Hera nicht. Wir beugten uns dem Willen des Zeus, war er doch mächtiger als wir zusammen. Doch vergaßen sie die Gründe wieso diese Ehe nicht funktionieren konnte. Hephaistos hatte ein Bild von mir, welches meinem Wesen nicht entsprach. Meine Füße wandelten noch nicht lange auf der Welt, ich war neugierig, spürte das Feuer, etwas erleben zu wollen, ich sah mich nicht als Ehefrau, als Mutter. Ich wollte die ganze Welt sehen, ich wollte alles erleben, was das Leben mir zu bieten hatte, doch hatte ich keine Wahl als Hephaistos mein Ja-Wort zu geben. Es war nicht so, dass ich ihn unsympathisch fand, aus der heutigen Sicht kann ich behaupten, dass er ein sehr guter Ehemann geworden wäre, doch war ich einfach viel zu unbändig. Bereits in der zweiten Nacht unserer Ehe wurde ich ihm untreu, ich hatte ihn bloßgestellt und verletzt und seine Rache sollte folgen. Er stellte mich und meinen Liebhaber vor allen Göttern zur Schau, doch die Reaktion fiel anders aus als erwartet, denn keiner hatte Mitleid mit Hephaistos, man machte sich über ihn lustig. Von diesem Tage an wurde er fast nur noch in seiner Schmiede gesehen. Es sind Jahrhunderte vergangen, Jahrhunderte, in denen ich gelernt, Erfahrungen und Lektionen gemacht habe. All die Liebhaber, all die kurzlebigen Romanzen können mir nicht das geben, wonach ich mich sehne, war ich damals viel zu jung, es zu verstehen, so weiß ich es heute umso besser. Einen Mann zu haben, der mit mir durch all die Lebenslagen schreitet, ist wahrlich ein Geschenk der Götter und ich frage mich, ob ich meines nicht mit Füßen hätte treten sollen. Doch mein Stolz und meine Angst sind viel zu groß, als dass ich gegenüber Hephaistos je eingestehen könnte, einen Fehler gemacht zu haben. Ihm ist unser Bund heilig, denn wir sind noch heute verheiratet. Vielleicht kann ich es eines Tages wagen, den Schritt zu gehen und auf eine Versöhnung hoffen.Ares war es, mit dem ich Hephaistos betrogen hatte. Ich wusste, dass es nichts richtig war, doch war ich seinem Charme sogleich erlegen. Er war anders als Hephaistos, er war fordernd, rau und wusste was er wollte. Er übte eine sehr starke Anziehungskraft auf mich aus, ich konnte ihm einfach nicht widerstehen. Auch wenn das körperliche gut zwischen uns funktionierte, so wollte ich ihn nicht als festen Bestandteil meines Lebens, da mein schlechtes Gewissen gegenüber Hephaistos wirklich sehr groß war. Ares glaubte nicht an die Liebe, dies war der Auslöser für mich, mich ihm hinzugeben, denn ich wollte ihm beweisen, dass sie existierte und das Körperliche durchaus mit Hingabe und Liebe zu verknüpfen war, auch für uns Götter. Dass auch er dieses Glück, die Funken, das Kribbeln und die Freude empfinden konnte. Mit Ares vergaß ich alles um mich herum, vor allem die nicht gewollte Ehe mit Hephaistos. Er war wild, ungezähmt und mitreißend, er war alles, was mein junges Ich von diesem Leben erwartet hatte. Es hatte gedauert, bis er verstand, dass ich das, was ich ihm näherbringen wollte, auch wirklich so meinte. Eine turbulente, wilde und leidenschaftliche Liebelei war zwischen uns entbrannt, aus welcher auch meine Kinder hervorgingen - Eros, Harmonia, Phobos, Deimos und Anteros.
Nachdem uns Hephaistos jedoch zur Schau stellte, trennten sich unsere Wege aufgrund meines Gewissens, welches nicht an der Entscheidung rütteln ließ. Ich hatte das Gefühl, alles falsch gemacht zu haben.Nun, da ich mein Dasein alleine fristete, gab es keine Grenzen für mich. Wenn man einmal vom Paradies genascht hat, kann man damit nicht mehr aufhören. Ich gab meinem körperlichen Verlangen nach wann immer es mir danach gelüstete, ob Gott oder Erdling war mir ziemlich gleich. Es gibt zu viele wunderschöne Persönlichkeiten, denen ich einen Platz zwischen meinen Schenkeln schenken möchte. Ich wollte meine Liebe so oft es geht in die Welt hinaustragen, damit die Leute nicht vergaßen zu lieben. Vielleicht war dies aber auch nur eine Ablenkung von all dem, was in meinem Kopf herumging, doch durch die Liebeleien hatte ich wenig Zeit um mir Gedanken zu machen.Der erste, der mir begegnete war Anchises, ein Trojaner, welcher sein Werk wirklich beherrschte. Aus dieser Verbindung entsprang Aeneas. Außerdem folgten ihm Dionysos, welcher nicht nur ein wundervoller Liebhaber war, sondern auch immer für ausreichend zu Trinken sorgte. Aus unserer Verbindung entsprang Priapos. Auch Hermes konnte ich einiges abgewinnen. Mit ihm entstand Hermaphroditos. Doch so sollten meine Liebeleien nicht immer oberflächlich bleiben. Der erste, der auch mein Herz berührte, war Adonis, der schönste Mann der mir je begegnet war. Ich wollte nicht, dass ihn mir jemand wegnahm und so bat ich Persephone, die Ehefrau des Hades, Adonis zu verstecken bis er bereit war für die Liebe. Ich glaubte daran, dass sie ihn nicht wollen würde, war sie doch verheiratet, doch da täuschte ich mich. Sie hatte ein Auge auf ihn geworfen, als er herangewachsen war und wollte ihn selbst, dieses gierige Biest. Es entbrannte ein Kampf zwischen uns und Zeus entschied, da er sich bei mir entschuldigen wollte wegen Hephaistos, dass Adonis zwei Drittel des Jahres bei mir verbringen sollte und den Rest bei Persephone. Doch dieser Schlange war das nicht gut genug und so teilte sie Ares alles über mich und Adonis mit. Dieser war so zerfressen von Eifersucht, dass er Adonis bei seiner Leidenschaft, der Jagd, in der Gestalt eines Keilers tötete. So hatte Persephone Adonis im Hades für sich ganz alleine. Es gibt noch so viele Dinge, die in meinem unsterblichen Leben erzählt werden wollen, aber dies hier ist die Anfangsgeschichte, die mich zu der machte, die ich heute bin. Wir sind nicht fehlerlos, aber wir haben gelernt, dass nach all dem Regen die Sonne kommt und Kummer das Leben nicht schön macht und so lacht für uns Götter die Sonne an jedem einzelnen Tag. Wenn man meine Wenigkeit heute suchen würde, so würde man mich in Aetos finden. Vielleicht ist das Leben hier nicht ganz so aufregend wie in Athen oder dem Olymp jedoch passt mir die Ruhe einfach in meine Zeit der Selbstreflexion. Ich unterstütze gerne die neuen jungen Talente, probiere mich in meinem schon ewig währenden Leben an neuen Dingen. Meinen Lebensunterhalt - wie man es bei den sterblichen nennt - verdiene ich mit den Häusern der Liebe. Ich möchte nun nicht sagen das die Göttin der Liebe prüde geworden ist, jedoch macht jeder in seinem Leben einen Wandel durch nicht wahr? Ich liebe die körperliche und emotionale Liebe noch immer - doch auch habe ich über die Jahrtausende Ansprüche entwickelt - die Moderne macht also nicht vor den Göttern halt.